In vielen industriellen Bereichen setzen sich elektrische Antriebe zunehmend durch – sie sind kompakt, präzise und meist kostengünstiger in Anschaffung und Wartung. Dennoch gibt es zahlreiche Anwendungen, in denen die klassische Hydraulik weiterhin die erste Wahl bleibt – und das aus gutem Grund. Denn dort, wo extreme Kräfte, robuste Auslegung oder Sicherheitsaspekte gefragt sind, spielt Fluidtechnik ihre spezifischen Vorteile aus.
Dieser Beitrag gibt einen Überblick, in welchen Anwendungsfällen hydraulische Systeme der Elektromechanik überlegen sind, und wie die HBT GROUP als erfahrener Partner in der Hydraulik dabei an Ihrer Seite steht.
Hohe Kraftdichte – wenn maximale Leistung auf engem Raum gefragt ist
Hydrauliksysteme sind unschlagbar, wenn es um kompakte Kraftpakete geht. Bei Schwerlastmaschinen wie Baggern, Mobilkranen, Stützsystemen oder Karosserie- und Schmiedepressen werden enorme Kräfte auf kleinem Raum übertragen.
Beispiele für Einsatzbereiche:
- Bagger, Muldenkipper, Krane (z. B. bei Caterpillar, Liebherr, Komatsu, Volvo CE)
- Schmiedepressen und Umformtechnik (z. B. Schuler, SMS Group, Dorst Technologies)
Die hohe Leistungsdichte der Hydraulik erlaubt auch in kleinen Bauräumen Bewegungen, die mit elektrischen Antrieben entweder gar nicht oder nur mit großem konstruktiven Mehraufwand realisierbar wären.

Präzision unter Druck – kontinuierliche Kraftübertragung ohne Kompromisse
Hydraulik als Antriebstechnik überzeugt durch feinfühlige Regelbarkeit auch bei hohen Kräften. Besonders in der Kunststoffverarbeitung oder Metallumformung ist diese Eigenschaft entscheidend, in diesen Bereichen liegt der Fokus daher weiterhin auf hydraulischen Maschinen.
Beispiele für Einsatzbereiche:
- Spritzgussmaschinen (z. B. ENGEL, ARBURG, KraussMaffei)
- Hydraulische Pressen (z. B. Hydraulico, Beckwood, Dake)
- Hydroforming Analgen (z.B. Schuler Group)
Bei der Kraftübertragung geht es nicht nur um rohe Kraft, sondern um die präzise Dosierung von Druck und Geschwindigkeit. Hydrauliksysteme haben hier klare Vorteile gegenüber elektrischer Antriebstechnik.
Extreme Bedingungen – Robustheit, wo Elektromechanik an ihre Grenzen stößt
In rauen Umgebungen wie dem Baugewerbe, der Land- und Forstwirtschaft oder im Bergbau braucht es stoßfeste, wetterfeste und wartungsarme Systeme – Eigenschaften, die Hydraulik naturgemäß mitbringt.
Beispiele für Einsatzbereiche:
- Mobile Arbeitsmaschinen: Traktoren, Forstmaschinen, Planierraupen
(z. B. Fendt, John Deere, Ponsse, Case)
- Landtechnik: Mähdrescher, Anbaugeräte
(z. B. CLAAS, New Holland, STOLL)
Der geringe Verschleiß und die unempfindliche Bauweise machen Hydrauliksysteme besonders langlebig und zuverlässig, auch unter härtesten Bedingungen. Elektrische Antriebe sind vergleichsweise weniger robust und stoßen unter extremen Bedingungen leichter an seine Grenzen.
Lasten sicher halten – selbst bei Stromausfall
Ein zentraler Vorteil hydraulischer Systeme ist ihre Selbsthemmung. Sie halten Lasten auch dann sicher, wenn der Druck abfällt oder das System abgeschaltet wird.
Beispiele für Einsatzbereiche:
- Hebebühnen, Krane, Hubsysteme
(z. B. Haulotte, JLG, PALFINGER, Liebherr, Manitowoc)
Diese Eigenschaft ist sicherheitsrelevant, etwa beim Heben schwerer Maschinen, bei Bühnenarbeiten oder im industriellen Materialtransport. Viele elektrische Antriebe können ein zuverlässiges Halten von Lasten bei einer Systemabschaltung nicht garantieren, hier ist die Hydraulik also deutlich im Vorteil gegenüber elektrischen Antrieben.
Sicherheit in explosionsgefährdeten Bereichen
Hydraulische Antriebe arbeiten funkenfrei, da sie keine elektrischen Kontakte benötigen. Das macht sie zur idealen Lösung in Bergwerken, Raffinerien und Offshore-Anlagen.
Beispiele für Einsatzbereiche:
- Bergbau: Bohrgeräte, Abbauhammer
(z. B. Epiroc, Sandvik, Komatsu Mining)
- Offshore: Krananlagen, Bohrplattformen
(z. B. Bosch Rexroth, Parker Hanifin, Hydac)
In solchen Umgebungen ist Sicherheit entscheidend und die Fluidtechnik bietet hier einen klaren Vorteil gegenüber elektronischen Antrieben. Im Bergbau und Offshore liegt der Fokus daher ebenfalls weiterhin auf hydraulischen Maschinen.
Linearbewegungen direkt umgesetzt
Wo lineare Bewegungen direkt und kraftvoll gebraucht werden, etwa beim Heben, Pressen oder Positionieren, sind Hydraulikzylinder oft die einfachste und effizienteste Lösung.
Beispiele für Hersteller:
- Bosch Rexroth, Parker, Eaton, Hydraulik Nord
Gerade im Maschinenbau und bei mobilen Anwendungen setzen viele Konstrukteure deshalb weiterhin auf Hydraulikzylinder.
Konkretes Beispiel für den technologischen Drang zu Elektroantrieben: Medizintechnik
Die Medizintechnik ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Antriebstechnologien abhängig von spezifischen Anforderungen durchsetzen oder zurückziehen. In diesem Bereich wurde die Verwendung von hydraulischen Antrieben über Jahrzehnte kontinuierlich reduziert. Es werden inzwischen auf breiter Basis elektrische Systeme eingesetzt. Die vielseitigen Anforderungsfälle in der Medizintechnik werden von elektromechanischen Lösungen besser erfüllt: Reinigung und hygienische Aufbereitung von Medizingeräten, Geräuschentwicklung, Bauformen und Bauvolumina, Verlegung von Energie- und Steuerleitungen sowie einfachere Wartungs- und Reparaturfähigkeit. Elektrosysteme sind darüber hinaus kostengünstiger in Reparatur und Austausch. Vorallem aber gestatten sie auch bei komplexen Mehrmotorensystemen Bewegungsabläufe, die mit Fluidtechnik nur sehr aufwändig realisiert werden können.

Hydraulische Verstellelemente an Krankenhausbetten als Lösung bis Anfang der 2000-er Jahre, elektrische Antriebe und Steuerung an Komfortpflegebetten als heutiger Standard
Zusammenfassung: Die richtige Technik für den richtigen Einsatzfall
Hydraulische Systeme bieten dort entscheidende Vorteile, wo Elektromechanik an physikalische oder sicherheitstechnische Grenzen stößt. Hohe Kräfte, vorallem mit Stoßbelastung, sichere Lastaufnahme, lineare Bewegung bei hoher Leistungsanforderung sowie rauhe Umgebungsbedingen sind häufige Indikatoren für die Fluidtechnik.
In Bereichen wie Medizintechnik, Anlagen- oder auch Maschinenbau, konnten elektrische Antriebe breiten Einsatz finden, während in anderen Bereichen, wie z.B. Bau- und Landmaschinen oder in der Maritimen Technik Antriebe aus dem Bereich der Fluidtechnik nach wie vor unverzichtbar bleiben.
Die HBT GROUP unterstützt Sie mit langjähriger Erfahrung im Hydraulikbereich und der Systemintegration, zielführende Lösungen für die Antriebstechnik zu finden. Sprechen Sie uns gerne an – wir beraten Sie herstellerunabhängig und wir können Sie bei Bedarf häufig auch direkt an kompetente Partner aus dem Beriech elektrotechnischer Antriebe verweisen.
PS: Noch in diesem Jahr beginnt die HBT GROUP mit der Lieferung kompletter vorgetesteter Hydrauliksets für einen Anwendungsfall im Bereich der Medizintechnik. Wir freuen uns sehr, diese Nische bedienen zu dürfen.