Ölreinheit in der Hydraulik: Warum Reinheitsklassen über Funktion und Lebensdauer entscheiden

In hydraulischen Systemen ist Öl mehr als nur ein Betriebsstoff – es ist der tragende Funktionsbestandteil. Doch so leistungsfähig ein Hydrauliksystem auch sein mag: Seine Zuverlässigkeit steht und fällt mit der Sauberkeit des verwendeten Öls. Verunreinigungen im Hydrauliköl gehören zu den häufigsten Ursachen für Ausfälle, Störungen und unnötig hohe Wartungskosten. Wer sich mit Ölreinheit und Reinheitsklassen auseinandersetzt, legt den Grundstein für längere Standzeiten, geringere Folgekosten und maximale Betriebssicherheit. 

 

In diesem Beitrag erfahren Sie: 

  • Welche Reinheitsklassen es gibt und was sie bedeuten 
  • Welche Schäden drohen, wenn die Sauberkeit des verwendeten Öls vernachlässigt wird 
  • Mit welchen Kosten bei Analyse und Filtration zu rechnen ist 
  • Welche Maßnahmen zur Einhaltung der Ölsauberkeit beitragen 
 
 

Was bedeutet „Ölreinheit“ in der Hydraulik?

Hydrauliköl ist während seines Einsatzes permanentem Verschleiß und äußeren Einflüssen ausgesetzt. Dabei gelangen mit der Zeit feste Partikel, Wasser, Luftblasen oder chemische Rückstände ins System. Diese Ölverunreinigungen beeinträchtigen die Schmierfähigkeit, führen zu Dichtungsverschleiß und können sensible Bauteile wie Servoventile direkt zerstören. 

Ölsauberkeit bzw. Ölreinheit beschreibt in der Hydraulik den Grad der Verunreinigung eines Öls – in der Regel gemessen an der Anzahl von Partikeln in Mikrometer in unterschiedlichen Größenordnungen.

 

 

Die ISO-Reinheitsklassen nach ISO 4406

Der internationale Standard ISO 4406 definiert ein dreistufiges Klassifizierungssystem, das die Anzahl von Partikeln >4 µm, >6 µm und >14 µm in einer bestimmten Ölprobe beschreibt. 

Beispiel: 

 Reinheitsklasse ISO 18/16/13 

  • 18 = 1300 bis 2500 Partikel >4 µm pro 100ml 
  • 16 = 320 bis 640 Partikel >6 µm pro 100ml 
  • 13 = 40 bis 80 Partikel >14 µm pro 100ml 

Je niedriger die Zahlen, desto höher ist die Sauberkeit des Öls. 

In vielen Anwendungen – z. B. in Mobilhydraulik, Industrieanlagen oder der Luftfahrt – werden heute deutlich strengere Werte gefordert, etwa ISO 16/14/11 oder besser.

Folgen mangelhafter Ölsauberkeit: Wenn Schmutz zur Schadensursache wird

Die Auswirkungen von Unreinheiten im Öl in der Hydraulik sind gravierend. Bereits kleinste Partikel können über Jahre enorme Schäden verursachen: 

  • Erhöhter Verschleiß an Pumpen, Ventilen und Zylindern 
  • Leistungsverluste durch Verstopfungen oder erhöhte Reibung 
  • Ausfall von Steuer- und Regelventilen, vor allem in fragilen Systemen 
  • Verringerte Lebensdauer von Dichtungen und Lagern 
  • Stillstandszeiten von Maschinen durch unerwartete Reparaturen oder Ölwechsel 
  • Schleichende Leistungseinbußen, die schwer zu diagnostizieren sind 

Studien zeigen, dass bis zu 80 % aller Hydraulikausfälle auf Ölverunreinigungen zurückzuführen sind, die Sauberkeit ist somit ein entscheidender Faktor für die Produktivität von Anlagen in der Hydraulik. 

Maßnahmen zur Sicherstellung der Sauberkeit von Hydrauliköl 

Professionelles Fluidmanagement ist der Schlüssel zur Ölsauberkeit. Dazu gehören: 

  • Erstinbetriebnahme nur mit gefiltertem Öl 
  • Regelmäßige Ölproben zur Bestimmung der Reinheitsklasse (z. B. mit einem Partikelzähler) 
  • Hochwertige Filtertechnik (Filter wie Leitungsfilter, Bypass Filter, Offline-Filteranlagen) 
  • Systematische Instandhaltung, inklusive Schlauch- und Dichtungsmanagement 
  • Vermeidung von Kontaminationen bei Ölwechseln oder Wartungsarbeiten 
  • Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit Hydrauliksystemen 

Auch eine durchdachte Lagerung und Handhabung von Hydraulikölen ist entscheidend, um Verunreinigungen gar nicht erst ins System zu bringen. 

 

 

Was kostet professionelle Ölanalyse und Reinigung?

Die Kosten für eine Ölanalyse durch einen zertifizierten Experten bewegen sich je nach Umfang zwischen 50 und 150 Euro. Dabei wird nicht nur die Partikelanzahl (ISO 4406), sondern oft auch der Wassergehalt, die Viskosität oder chemische Alterung untersucht. Im Rahmen unseres Hydraulik Services bieten wir Öl-Analysen sowie Condition-Monitoring an – sprechen Sie uns gerne an. In einem persönlichen Gespräch klären wir gemeinsam den individuellen Bedarf für Ihre Anlagen, um Ihnen ein passendes Angebot zu unterbreiten. 

Für die Filtration von Hydrauliköl (z. B. bei Inbetriebnahme oder Ölpflege) können mobile Filter genutzt werden. Im Verhältnis zu den möglichen Folgekosten fällt für diese Maßnahmen ein geringer Betrag an, der sich oft schon durch eine vermiedene Reparatur amortisiert. 

Fazit: Sauberes Öl spart bares Geld 

Die Einhaltung der richtigen Reinheitsklassen gemäß ISO 4406 in der Hydraulik ist keine Option, sondern eine technische Notwendigkeit. Verunreinigungen im Hydrauliköl sind ein schleichendes Risiko mit enormem Schadenspotenzial für Ihre Maschinen. Wer regelmäßig prüft, filtert und schult, verlängert nicht nur die Lebensdauer seiner Anlagen – sondern schüzt auch das Budget. 

Die HBT GROUP unterstützt Unternehmen mit individuellen Lösungen rund um die Ölsauberkeit und das Fluidmanagement in der Hydraulik – von der professionellen Analyse und Filtration von Hydrauliköl über Condition-Monitoring und regelmäßige Prüfungen nach DGUV bis hin zum umfassenden Hydraulikservice. 

 

Sie haben Fragen zu Ölproben, zur Reinheitsklasse oder möchten Ihr System professionell überprüfen lassen? 

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