Hydraulikleitungen an einem Bagger
Hydraulische Systeme sind die treibende Kraft in vielen Industriebereichen, vom Maschinenbau über die Land- und Marinetechnik bis hin zum Bauwesen. Sie bewegen tonnenschwere Lasten, arbeiten unter extremen Druck und kommen oft in rauer Umgebung zum Einsatz. Diese Leistungsfähigkeit birgt gleichzeitig auch Risiken in sich. Wer mit Hydraulikanlagen arbeitet, muss sich der Gefahren bewusst sein und konsequent auf Sicherheit achten. Unfälle mit hydraulischen Komponenten können gravierende Folgen haben: von schweren Verletzungen bis hin zu hohen Sach- und Ausfallkosten.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Gefahrenquellen besonders häufig auftreten, welche Vorschriften gelten und wie Sie mit praxisnahen Maßnahmen für mehr Sicherheit sorgen.
Druck und Energie
Hydraulik arbeitet mit extrem hohen Drücken. Rohrleitungen, Schläuche, Ventile und Speichergefäße stehen dabei oft unter Belastungen von mehreren hundert Bar. Ein versehentlich gelöster Schlauch oder ein unkontrolliert austretender Ölstrahl kann wie ein Geschoss wirken und innerhalb von Sekundenbruchteilen Verletzungen verursachen. Deshalb gilt: Vor allen Arbeiten an einem System muss dieses drucklos gemacht werden. Hydraulikmotoren sind stillzusetzen und Hebelsysteme gegebenenfalls mechanisch zu blockieren, um Bewegungen zu verhindern. Leitungen dürfen niemals geöffnet werden, solange Restdruck vorhanden ist.
Leckagen und Einspritzverletzungen
Eine der größten Gefahrenquellen sind Leckagen. Schon kleinste Risse oder defekte Dichtungen können dazu führen, dass Öl unter hohem Druck austritt. Besonders tückisch sind Einspritzverletzungen: Hydrauliköl kann unter Hochdruck in die Haut eindringen. Was zunächst nur wie eine kleine Einstichwunde aussieht, kann innerhalb weniger Stunden zu schweren Gewebe- und Nervenschäden führen, die im Extremfall Amputationen notwendig machen können.
Leckagen dürfen deshalb niemals mit der Hand gesucht werden. Stattdessen sollten Hilfsmittel wie Pappe, Holzstücke oder spezielle Leckagesprays verwendet werden. Sollte Hydrauliköl in die Haut eindringen, ist sofort ärztliche Hilfe erforderlich, jede Verzögerung erhöht das Risiko gravierender Folgen.
Einspritzverletzung an der Hand
Schläuche, Leitungen und Kupplungen regelmäßig prüfen
Schläuche und Rohrleitungen sind die Adern des Hydrauliksystems. Sie sind hohen Drücken, wechselnden Temperaturen und oft auch mechanischen Belastungen ausgesetzt. Risse, Scheuerstellen und poröse Oberflächen entwickeln sich dabei schleichend, können aber im Ernstfall zum plötzlichen Bersten führen. Regelmäßige Sichtkontrollen sind daher unverzichtbar.
Nur zugelassene Schläuche und Fittings, die für den jeweiligen Druckbereich freigegeben sind, dürfen verwendet werden. Schläuche müssen korrekt verlegt sein – ohne Knicke, Verdrehungen oder Kontakt zu scharfen Kanten. Wo Abrieb droht, ist ein Scheuerschutz zu verwenden. Defekte Komponenten dürfen nicht repariert, sondern müssen sofort ersetzt werden.
Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Auch die beste Technik schützt nicht vor allen Gefahren. Deshalb ist persönliche Schutzausrüstung bei Arbeiten an Hydraulikanlagen Pflicht. Schutzbrillen bewahren die Augen vor Spritzern, Handschuhe reduzieren das Verletzungsrisiko an den Händen, und Sicherheitsschuhe verhindern Verletzungen durch herabfallende Teile. Bei besonders lauten Anlagen oder Prüfständen ist außerdem Gehörschutz notwendig.
Sauberkeit schützt Mensch und Maschine
Hydrauliksysteme reagieren empfindlich auf Verschmutzungen. Schmutzpartikel können nicht nur Bauteile beschädigen, sondern auch zu Gefahrensituationen führen, wenn Ventile blockieren oder Druckverhältnisse unkontrolliert schwanken. Deshalb ist Sauberkeit bei der Arbeit oberstes Gebot. Öl darf nur in saubere, geschlossene Behälter abgefüllt werden. Verschüttetes Öl ist sofort aufzunehmen, da es nicht nur Brandlast darstellt, sondern auch zur Rutschgefahr wird. Eine saubere Arbeitsumgebung im Umgang mit Hydraulik schützt damit sowohl die Technik als auch die Menschen, die mit ihr arbeiten. Mehr zum Thema Ölreinheit erfahren Sie im zugehörigen Fachartikel.
Sauberes vs. verunreinigtes Hydrauliköl
Inbetriebnahme und Wartung
Arbeiten an hydraulischen Anlagen dürfen ausschließlich von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden. Vor jeder Wartung oder Reparatur sind die Maschinen stillzusetzen, gegen Wiedereinschalten zu sichern und der Druck vollständig abzulassen. Hierbei kommt das Lockout-Tagout-Verfahren (LoTo) zum Einsatz, bei dem Maschinen so verriegelt werden, dass kein unbeabsichtigtes Wiederanlaufen möglich ist.
Sicherheitseinrichtungen wie Druckbegrenzungsventile oder Not-Aus-Schalter dürfen niemals überbrückt oder außer Betrieb gesetzt werden. Sie sind entscheidend, um Menschen und Anlagen im Ernstfall zu schützen.
Brandschutz nicht vernachlässigen
Viele hydraulische Öle sind entzündlich. Offene Flammen, Funken oder andere Zündquellen dürfen sich daher niemals in der Nähe von hydraulischen Maschinen befinden. Geeignete Feuerlöscher, in der Regel Schaum- oder Pulverlöscher, müssen jederzeit griffbereit sein. Unternehmen sind verpflichtet, Mitarbeitende regelmäßig im Umgang mit diesen Geräten zu schulen.
Normen und Vorschriften
Die Sicherheit im Umgang mit Hydrauliksystemen ist nicht nur eine Frage der Vernunft, sondern auch gesetzlich geregelt. In Deutschland verpflichtet das Arbeitsschutzgesetz Unternehmen, Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden zu ergreifen. Die Betriebssicherheitsverordnung schreibt vor, dass Arbeitsmittel sicher verwendet werden und regelmäßige Prüfungen durchgeführt werden müssen. Hinzu kommen spezielle Vorschriften wie die DGUV Regel 113-020 für hydraulische Schlauchleitungen und Flüssigkeiten, die Maschinenrichtlinie sowie die Druckgeräterichtlinie.
Diese Normen und Gesetze bilden den rechtlichen Rahmen, sind aber auch Ausdruck unserer ethischen Verantwortung: Gesundheit und Leben der Mitarbeitenden müssen jederzeit oberste Priorität haben.
Typische Verletzungen und warum Prävention so wichtig ist
Unfälle mit Hydraulikanlagen verlaufen oft dramatischer, als man zunächst vermuten würde. Besonders gefährlich sind Hochdruck-Injektionsverletzungen, die äußerlich harmlos erscheinen, tatsächlich aber schwerste Gewebeschäden verursachen können.
Auch Verbrennungen oder Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten oder Oberflächen sind keine Seltenheit. Hinzu kommen Quetschungen, Prellungen oder Schnittverletzungen, die durch beschädigte Leitungen oder berstende Teile entstehen.
Prellungen am Arm
Besonders gefährdet sind Hände und Augen. Handverletzungen gehören zu den häufigsten Arbeitsunfällen im gewerblichen Bereich, während Augen durch Spritzer und umherfliegende Teile gefährdet sind. Der konsequente Einsatz von Schutzausrüstung und die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften sind daher unverzichtbar.
Fazit: Sicherheit hat oberste Priorität
Hydraulische Systeme sind leistungsstark und zuverlässig, jedoch nur, wenn sie sicher betrieben werden. Hoher Druck, potenzielle Leckagen, Brandrisiken und mechanische Belastungen machen die Hydraulik zu einem Arbeitsfeld, in dem Sorgfalt lebenswichtig ist. Regelmäßige Kontrollen, konsequente Wartung, die richtige Schutzausrüstung und die Einhaltung aller Vorschriften sind nicht optional, sondern Pflicht.
Die HBT GROUP unterstützt Sie dabei mit Fachwissen, Erfahrung und einem klaren Fokus auf Sicherheit. Wir sorgen dafür, dass Ihre Hydraulikanlagen nicht nur zuverlässig, sondern auch sicher betrieben werden können. Denn der Schutz von Mensch und Maschine ist die Grundlage für langfristigen Erfolg.
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Fachartikel von:
Hans-Peter Löw
Geschäftsführer HBT GROUP
Über drei Jahrzehnte Führungserfahrung in produzierenden Unternehmen diverser Branchen



